Gäste mit Demenz im Kunsthaus Bregenz 

Sechs an Demenz erkrankte Heimbewohner*innen aus dem Sozialzentrum Weidach in Bregenz besuchten die spezielle Kunstführung im Kunsthaus Bregenz. Begleitet wurden sie von drei Betreuerinnen. Sie buchten dieses spezielle Angebot für Menschen mit Demenz, das in Kooperation mit der Aktion Demenz entstanden ist. Die aktuelle Ausstellung des libanesisch-französischen Künstlers und Musikers Tarek Atoui beschäftigt sich mit Klängen und deren Assoziationen.

Am Beginn steht immer das gemütliche Ankommen und Kennenlernen im KUB Atelier. Wir saßen zusammen am Tisch und haben bei Kaffee und Gugelhupf alte Schallplatten aus den 50er Jahren gehört. Die Gäste erzählten von der eigenen Lieblingsmusik, ein Schlager von Heintje rührte einige der Teilnehmer*innen fast zu Tränen – es ist die Musik ihrer Kindheit. Ich erläuterte auch die besondere Arbeitsweise von Tarek Atoui, der ganz alltägliche Dinge verwendet, um Geräusche zu erzeugen. Die Teilnehmer*innen schlossen ihre Augen und ich habe Klänge mit einem Wasserglas fabriziert – sie erzählten ihre Assoziationen. Ein vibrierendes Hexbug Spielzeug, das jede*r einmal in der Hand halten und spüren konnte, erweckte viel Gelächter bei den Besucher*innen.

Erst danach fuhren wir mit dem Lastenlift in die Ausstellung, da zwei Teilnehmer*innen im Rollstuhl saßen. Die Arbeit ‚Waters Witness‘ beinhaltet Objekte aus Hafenstädten wie Sydney, Athen, Abu Dhabi und Beirut sowie Tonaufnahmen dieser Orte. Die Klänge kommen aus großen Steinen, die man anfassen und sich auch daraufsetzen kann. Die Teilnehmer*innen nahmen diese Einladung gerne an und ließen sich auf den Steinen nieder oder fühlten ihre kalte, raue Oberfläche. Die Gruppe machte sich danach recht zufrieden wieder auf den Weg nach Hause.

Für mich war der Nachmittag eine Herausforderung, die mir aber am Ende sehr viel gegeben hat. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Besucher*innen körperlich schon so stark eingeschränkt sind. Zum einen konfrontierte mich die Begegnung mit meinem eigenen Altern, andererseits gab es auch viele wunderschöne und lustige Momente mit den unternehmungslustigen Frauen, sowohl an der Kaffeetafel als auch in der Ausstellung. Schon für nächste Woche ist eine weitere Gruppe von Menschen mit Demenz angemeldet und ich freue mich auf neue Gäste und auch auf neue  Erfahrungen mit Menschen mit Demenz im Kunsthaus. Denn eine Begegnung über die Kunst, die mit allen Sinnen erfahren werden kann, öffnet und erweitert den Erfahrungshorizont beider Seiten.

Bildnachweis: Kirsten Helfrich – Kunsthaus Bregenz

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