Die Demenz-Diagnose ihrer Mutter Gerti brachte für Dagmar Ullmann-Bautz eine entscheidende Wendung in den Alltag und in die Beziehungen innerhalb der Familie. Gemeinsam mit ihrer Schwester Renate Bautz schaffte sie es, die anfangs düstere Prognose der demenziellen Entwicklung um viele Jahre nach hinten zu verschieben.
Die behandelnde Ärztin schätzte, dass ihre Mutter in ein, spätestens zwei Jahren niemanden mehr erkennen würde, doch es war erst neun Jahre später so weit. Das straft viele Annahmen und Erfahrungen über Demenz Lügen, denn so unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Entwicklungen bei Demenz. Und es macht deutlich, wie viel wir selbst in der Hand haben, um zu gestalten.
Die Schwestern liefern ein beeindruckendes Beispiel für gelingende Betreuung und Pflege im häuslichen Umfeld.
Dagmar und ihre Schwester Renate kamen nach der Diagnose schnell zu dem Schluss, dass sie die Mutter Gerti gerne pflegen und begleiten möchten. Für die beiden Schwestern war es ein Auftakt zu viel Zeit und Geselligkeit gemeinsam mit der Mutter, sie begannen ein tägliches Übungs- und Gedächtnisprogramm zusammen zu stellen und Ausflüge und Reisen zu unternehmen. Die Schwestern machten es sich außerdem zur Aufgabe, täglich viel mit ihr zu lachen, Humor und Geduld mitzubringen und die Mutter möglichst viel selbst bestimmen zu lassen. Gerti wurde einfacher und lockerer, sie wurde zufriedener – und überaus dankbar für die Zuwendung, die sie von ihren Kindern bekam.
Soziale Kontakte sorgen für die nötigen Anregungen für Betroffene, um sich möglichst nicht im Dauerrückzug zu befinden – ein Umstand den die Familie zu nutzen wusste. Sie organisierten den regelmäßigen Aufenthalt in der Tagesbetreuung, Besuche und Fremdbetreuung durch Mohi und vor vier Jahren dann auch die 24-Stunden-Betreuung.
„Diese Energie und der Aufwand haben sich gelohnt, und zwar für uns alle,“ sagt Dagmar Ullmann-Bautz. „Das Leben meiner Mutter hat durch die Diagnose eigentlich zusätzliche Freiheiten gewonnen und unsere Beziehungen zu ihr wurden enger. Vor der Diagnose haben wir kaum gelacht mit unserer Mutter. Jetzt gab es so viel Situationskomik, die wir nutzen, um uns gemeinsam mit ihr zu amüsieren – oder wir erzählten witzige Geschichten aus unserem Alltag. Sie war immer bereit, den Moment zu genießen.“
Inzwischen ist die Erkrankung von Gerti sehr weit fortgeschritten, sie verweigert manchmal das Essen und kennt ihre Kinder nicht mehr dem Namen nach. Was sie aber deutlich macht sind das Vertrauen und die Zuneigung, die sie nach wie vor spürt.
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